
Das Distrometer (englisch disdrometer) ist ein Meßgerät zur Bestimmung von Art und Intensität des Niederschlags. Seit April 2023 besitzt die Wetterstation Wöllsdorf ein solches Instrument von der Firma OTT HydroMet. Die Meßwerte werden verwendet, um das Wettersymbol zu bestimmen, das auf der Startseite oben links zu sehen ist.
- Meßverfahren
- Vergleich mit anderen Niederschlagsmeßverfahren
- Die Meßgrößen im Einzelnen
- Verarbeitung und Speicherung der Meßwerte
- Wetterschlüssel
- Technische Daten des OTT Hydromet Parsivel2
- Geschichtliches
- Verweise
Meßverfahren
Die Aufgabe eines Distrometers ist es, Niederschlagspartikel (Regentropfen, Schneeflocken oder Hagelkörner, in der Meteorologie zusammenfassend Hydrometeore genannt) nach Anzahl, Größe und Geschwindigkeit zu bestimmen. Ursprünglich ließ man dazu den Niederschlag auf eine Membran fallen und wertete den Impuls aus, der bei diesem Vorgang übertragen wurde. Geräte wie das der Wetterstation Wöllsdorf verwenden dagegen einen Laserstrahl, der eine Lichtfläche aufspannt, durch die der Niederschlag hindurchfällt. Gemessen wird die Abschattung am anderen Ende der Lichtfläche. Daneben gibt es noch eine ganze Reihe weiterer optischer Verfahren, darunter mittels Videoaufnahme.
Vergleich mit anderen Niederschlagsmeßverfahren
Das klassische Verfahren der Niederschlagsbestimmung besteht darin, den Niederschlag in einem Behälter zu sammeln und dabei das Volumen oder das Gewicht zu bestimmen. Mit diesem Verfahren läßt sich sehr genau die Menge des Niederschlags ermitteln. Über dessen Art liefert es aber keine Aussage. Durch die Auswertung der Meßwerte des Distrometers erhält man dagegen Informationen über die Art und die Intensität des Niederschlags.
Die Niederschlagsmeßeinrichtung des Davis Vantage Pro 2 basiert auf einem Kipplöffel mit einem Volumen entsprechend 0,2 mm Regen. Bei schwachem Regen dauert es entsprechend lange, bis überhaupt etwas registriert wird. Fällt der Niederschlag in fester Form, wird die Messung überdies so lange verzögert, bis er im Meßkegel aufgetaut ist.
Das Distrometer erkennt dagegen jedes einzelne Niederschlagspartikel und liefert so gerade bei schwachem oder intermittierendem Regen wesentlich brauchbarere Ergebnisse.
Die Meßgrößen im Einzelnen
Die Software des Gerätes ermittelt aus den gemessenen Schwankungen des Laserstrahles eine ganze Reihe verschiedener Werte, die es über seine Schnittstelle ausgibt.
Nr. | Bezeichnung | Größe | Einheit | Wertebereich | Beschreibung |
---|---|---|---|---|---|
02 | Regen (akkumuliert) ottRainAccu |
mm | 0,00...0300,00 | ||
24 | Regen (absolut) ottRainAbs |
mm | 0,00...? | ||
01 | Regenintensität ottRainRate |
R | mm/h | 0,000...1200,000 | |
35 | Schneehöhen-Intensität ottSnowRate |
mm/h | 0,00...? | ||
08 | Sichtweite im Niederschlag ottMOR |
MOR | m | 0...20000 | Nebel beeinflußt diesen Wert nicht. |
07 | Radarreflektivität ottDBZ |
dBZ | dB | -9,999...99,999 | |
04 | Wetterzustand 4677 ottWw |
ww | 00...99 | ||
03 | Wetterzustand 4680 ottWawa
| wawa | 00...99 | ||
05 | Wetterzustand 4678 ottMETAR |
w'w' | max. 5 Zeichen | ||
06 | Wetterzustand ottNWS |
max. 4 Zeichen | |||
10 | Signalamplitude des Laserbandes | 0...99999 | |||
11 | Anzahl der erkannten und validierten Partikel | 0...99999 | |||
Gerätezustandsdaten | |||||
12 | Temperatur im Sensorgehäuse | °C | -99...100 | ||
26 | Temperatur der Leiterplatte | °C | -99...100 | ||
27 | Temperatur im Sensorkopf rechts | °C | -99...100 | ||
28 | Temperatur im Sensorkopf links | °C | -99...100 | ||
17 | Versorgungsspannung | Us | V | 0,0...30,0 | Betriebsbereich 10...28 V |
16 | Strom Sensorkopfheizung | Iheiz | A | 0,00...4,00 | |
18 | Sensorstatus | 0...3 | |||
25 | Fehlercode | 3 Ziffern | |||
09 | Abfrageintervall | s | 0...3600 | ||
Rohdaten | |||||
60 | Anzahl aller erkannten Partikel | 1 | 0...8192 | ||
61 | Liste aller erkannten Partikel mit Größe und Geschwindigkeit | mm; m/s |
0,200...25,000; 0,20...20,000 |
||
90 | mittlerer volumenäquivalenter Durchmesser (vD) 32 Werte, je Klasse ein Wert |
N(d) | log10(1/m3 mm) | -9,999...99,999 | |
91 | mittlere Partikelgeschwindigkeit (Pg) 32 Werte, je Klasse ein Wert |
v(d) | m/s | 0.000...99.999 | |
93 | Anzahl der Partikel in den einzelnen Klassen, 1024 Werte 32 Durchmesserklassen * 32 Geschwindigkeitsklassen |
1 | 0...999 | ||
abgeleitete Werte | |||||
– | bearbeiteter Wetterzustand ww |
ww | 00...99 | ||
– | bearbeiteter Wetterzustand wawa
| wawa | 00...99 | ||
– | Beginn des derzeitigen WetterzustandespresentweatherStart |
||||
– | bisherige Dauer des derzeitigen WetterspresentweatherTime |
s | |||
– | bei Niederschlag Zeitpunkt des Beginns |
Verarbeitung und Speicherung der Meßwerte
Bei einem Abfrageintervall von 1 Minute (Voreinstellung) liefert das Gerät innerhalb des WeeWX-Archivintervalls von 5 Minuten typischerweise 5 Datensätze (Telegramme). Die Meßwerte daraus werden wie folgt zusammengefaßt:
- Regenintensität, Schneehöhen-Intensität: arithmetischer Mittelwert
- Regen (absolut und akkumuliert): letzter übermittelter Wert
- Wetterzustand (ww und wawa): Maximalwert, wobei Werte, die in grobem Widerspruch zu den zeitlich benachbarten Werten liegen, nicht berücksichtigt werden
- Sichtweite im Niederschlag, Radarreflektivität: arithmetischer Mittelwert
- alle Zählwerte: letzter übermittelter Datensatz
Durch die Verwendung des Maximalwertes beim Wetterzustand geht kein kurzzeitiges Niederschlagsereignis verloren. Nachteil ist, daß die Werte der erkannten Partikel nicht aus demselben Datensatz wie der Wetterzustand stammen müssen. So kann die Anzahl der Partikel 0 sein und dennoch Niederschlag gemeldet werden.
Wetterschlüssel
Bedingt durch das Meßverfahren kann das Gerät nur eine Auswahl von Wetterzuständen bestimmen. Einschränkungen bestehen insbesondere in folgenden Zusammenhängen:
- Eine Bewölkungsentwicklung kann das Gerät nicht erkennen. Wenn kein anderer Wetterzustand vorliegt, wird stets der Wetterschlüssel "keine Bewölkungsentwicklung" (00 ) und niemals "Bewölkung abnehmend" (01 ), "Bewölkung unverändert" (02 ) oder "Bewölkung zunehmend" (03 ) gemeldet. Da die Wetterstation Wöllsdorf nicht über Meßtechnik zur Bewölkungsbestimmung verfügt, kann der Schlüssel auch nicht in der Nachbearbeitung präzisiert werden.
- Da Schauer ( ) nicht nur durch ihre kurze Dauer sondern auch durch die Art der Wolken, aus denen sie fallen, definiert sind, kann das Gerät Schauer als solche nicht erkennen. Es wird stattdessen die betreffende Niederschlagsart ohne Schauer-Markierung gemeldet.
- Für Gewitter ( ) benötigt man einen gesonderten Blitz-Sensor, der nicht Bestandteil des Gerätes ist. Die Wetterstation Wöllsdorf verfügt nicht über einen Blitz-Sensor.
- Das Gerät selbst meldet immer den momentanen Istzustand. Die Wetterschlüssel "Zustand nach ..." ( ) werden in der Nachbearbeitung aus dem Zeitverlauf ermittelt.
Technische Daten des OTT Hydromet Parsivel2
nach Herstellerangaben
Wellenlänge des Lasers: | 780 nm (nach Aussage des Ott-Hydromet-Supports; die Angabe in der Bedienanleitung ist falsch) | |
Lichtbandfläche: | 30 x 1 mm | |
Meßfläche: | 180 x 30 mm (54 cm2) | |
Meßbereich | Meßgenauigkeit | |
---|---|---|
Partikelgröße: | flüssiger Niederschlag: 0,2...8 mm fester Niederschlag: 0,2...25 mm eingeteilt in 32 Größenklassen |
±1 Größenklasse für Durchmesser 0,2...2 mm ±0,5 Größenklassen für Durchmesser ab 2 mm |
Partikelgeschwindigkeit: | 0,2...20 m/s eingeteilt in 32 Geschwindigkeitsklassen |
|
Niederschlagsarten: | 8 Niederschlagsarten (Niesel, Nieselregen, Regen, Schneeregen, Schnee, Schneegriesel, Graupel, Hagel) | Niesel, Regen, Hagel, Schnee >97% im Vergleich zu einem menschlichen Wetterbeobachter |
Niederschlagsintensität: | 0,001...1200 mm/h | ±5% bei flüssigen Niederschlägen ±20% bei festen Niederschlägen |
Geschichtliches
Das ursprüngliche Distrometer wurde von Jürg Joss und Albert Waldvogel 1967 (?) an der ETH Zürich entwickelt. Das Gerät basierte auf dem Prinzip des auf eine Membran fallenden Niederschlags.
Ende des vorigen Jahrhunderts führte Martin Löffler-Mang an der Universität Karlsruhe Forschungen zu einem optischen Distrometer auf Basis eines Lasers durch. Auch Jürg Joss war wieder beteiligt. Darauf aufbauend stellte die damalige Firma PMTech ein solches Gerät her. 2004 kaufte die OTT Meßtechnik GmbH & Co. KG (heute OTT HydroMet GmbH) die Rechte und das Know-how auf und stellt die Geräte seitdem her.
Verweise
- aktuelle Meßwerte des Distrometers
- Erklärung der Symbole des Wetterzustandes
- Hans Löffler: Meteorologische Bodenmesstechnik. DWD, Offenbach am Main, 2012. ISBN 978-3-88148-456-5.
- OTT HydroMet GmbH, Kempten (vormals OTT Messtechnik GmbH & Co. KG)
- OTT HydroMet Fellbach GmbH, Fellbach (vormals G. Lufft Mess- und Regeltechnik GmbH)
- Kurth Nemeth, Jens-Michael Hahn: OTT Parsivel® - Enhanced precipitation identifier and new generation of present weather sensor by OTT Messtechnik, Germany
- Martin Löffler-Mang, Jürg Joss: An Optical Disdrometer for Measuring Size and Velocity of Hydrometeors. Journal of Atmospheric and Oceanic Technology - J ATMOS OCEAN TECHNOL. 17. 10.1175/1520-0426(2000)017<0130:AODFMS>2.0.CO;2.
- Daniel Miethaner, Tobias Seele: Entwicklung und Realisierung eines Niederschlagssensors. Studienarbeit an der Berufsakademie Ravensburg. Friedrichshafen, 28.06.2007.
- DISTROMET LTD (Hersteller eines Joss-Waldvogel-Distrometers)
- WeeWX-Erweiterung zum Empfang der Daten des Distrometers (liefert die Werte auf der Niederschlagsdetails-Seite)