Für viele ist das Wort Klimawandel1 inzwischen zum Reizwort geworden, für die einen, weil es zu wenig Beachtung findet, für die anderen, weil ständig davon geredet wird. Eine Wetter-Website kommt an diesem Thema nicht vorbei.

Worum geht es?
Seit 1971 warnen Wissenschaftler, daß wir Menschen den Ast absägen, auf dem wir sitzen. Sie warnen, daß wir unsere eigene Lebensgrundlage zerstören, die Welt, in der wir leben, indem wir durch übermäßigen Verbrauch von fossilen Brennstoffen das Klima beeinflussen. Ganz langsam zwar, fast unmerklich über kurze Zeit, aber sehr heftig über lange Zeit.
Tun wir es wirklich? Schließlich hat sich das Klima im Laufe der Erdgeschichte immer wieder und auch stark verändert, ohne daß Menschen daran beteiligt waren. So einfach läßt sich das auch gar nicht herausbekommen. Aber die Wissenschaft kennt Methoden – und das schon lange –, wie man auspuzzelt, welchen Anteil verschiedene Ursachen an einem Endergebnis haben. Und sie können berechnen, was davon die Menschen waren und was sie nicht waren. Dabei bleibt auch nicht unberücksichtigt, wo Informationen fehlen und welchen Einfluß das auf die Aussagekraft der Berechnung hat.
Ist die Erwärmung ein Problem? Im Sommer ist es auch warm, und das ist doch ganz schön. Aber hier geht es nicht um Sommertemperaturen. Wenn das Klima – nicht nur das Wetter – immer wärmer wird, passieren mit der Zeit Dinge, die über das bloße Wärmerwerden hinausgehen. Da gibt es grundlegende Veränderungen. Und dann wird der Moment erreicht, wo Menschen und immer mehr Lebewesen überhaupt nicht mehr auf der Erde oder mindestens Teilen davon leben können.
Auf wen wollen wir hören? Auf Wissenschaftler, die sich seit Jahrzehnten mit dem Wetter, dem Klima, der numerischen Mathematik und Statistik beschäftigen? Oder auf Politiker, auf Lobbyisten und auf Leute, die ganz andere Berufe oder Arbeitsgebiete haben? Für ein ordentliches Ergebnis braucht man ordentliches Werkzeug und muß es auch anwenden. Ordentliches Werkzeug sind hier tiefgreifende Mathematik- und Statistikkenntnisse auf universitärem Niveau und Meßwerte von der ganzen Welt. Niemand soll sich einbilden, das Thema ohne diese Voraussetzungen selbst beurteilen zu können.
Wetter und Klima
Um zu verstehen, was mit Klimawandel gemeint ist, muß man zunächst einmal Wetter und Klima unterscheiden.
Wetter ist etwas kurzfristiges. Heute ist es warm, morgen kalt. Die Tage regnet es, nächste Woche scheint die Sonne. Das ist Wetter. Und wenn es gerade heute oder die nächsten Tage kalt ist, sagt das nichts darüber, ob es im Allgemeinen wärmer wird oder nicht. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, sagt man da.
Klima ist das Langfristige. Da geht es um Mittelwerte und Tendenzen. Ein einzelner Tag, ein einzelnes Jahr sind gar nichts. Bei 30 Jahren geht die Betrachtung hier überhaupt erst los. Das ist nicht leicht zu verstehen. Da muß man rechnen, und man muß Darstellungen finden, die es für das menschliche Auge eingängig machen.
Jahresdurchschnittstemperaturen in Sachsen seit 1881
Die Temperaturen zeigen in der Zeit von 1881 bis heute eine klare Tenedenz immer weiter nach oben. Doch wie kann man sich die Entwicklung gut veranschaulichen?

Farben: von kalt nach warm grün 6,17°C – gelb 50%-Quantil – rot 10,35°C
Die Idee für diese Darstellung (genannt Klimastreifen, englisch warming stripes) stammt aus dem Klimareport des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Auch für Deutschland im Ganzen sehen die Farben ganz ähnlich aus.
Beängstigend, nicht?
Ist der Klimawandel denn bewiesen?
Denken Sie nach. Zwei Szenarien. Beide beschreiben Irrtümer.
Stellen Sie sich vor, die Wissenschaftler warnen vor dem Klimawandel. Und die Menschen sorgen vor. Und dann stellt sich heraus, daß es gar nicht so schlimm ist und die Vorsorge gar nicht so nötig gewesen wäre. Aber durch die Maßnahmen ist die Luft sauberer geworden. Die Kinder leiden weniger unter Atemwegserkrankungen2. Die Flüsse stinken nicht mehr, und man kann wieder darin baden.
Dann stellen Sie sich den umgekehrten Fall vor. Die Wissenschaftler warnen wieder vor dem Klimawandel. Aber es ist ja nicht bewiesen. Es könnte auch sein, daß die Meßwerte falsch interpretiert werden oder wichtige Einflußfaktoren übersehen wurden. Also sorgen die Menschen nicht vor. Aber was nicht bewiesen ist, kann trotzdem wahr sein. Und dann tritt der Klimawandel doch ein, und die Menschen leiden unter Hitze und Dürren und Naturkatastrophen. Und gigantische Kosten entstehen, um die Schäden zu beseitigen.
Welches Szenario ist schlimmer?
Sie können dazu auch den Wikipedia-Artikel „Wie sicher sind die Erkenntnisse zur globalen Erwärmung?“ lesen.
Was bedeutet das alles für mich?
Es gibt kurz- und langfristige Auswirkungen.
Eine insgesamt wärmere Atmosphäre enthält mehr Energie. Energie kann sich entladen. In Unwettern und Überschwemmungen. In Stürmen und Tornados. Um so mehr Energie da ist, um so häufiger wird es stattfinden und um so heftiger kann es ausfallen. Und um so wahrscheinlicher wird es, daß es auch Sie irgendwann ganz persönlich trifft.
Wie viele Insekten bleiben bei einer Autobahnfahrt an Ihrer Windschutzscheibe hängen? Und wie hat sich das in den letzten 50 Jahren verändert? Es ist viel viel weniger geworden, richtig? Und erinnern Sie sich da an die Nahrungskette aus dem Biologieunterricht? Die Insekten stehen ziemlich weit vorn, Sie stehen ziemlich am Ende. Im Moment merken hauptsächlich die Vögel, daß das Angebot knapper geworden ist. Aber es ist eine Kette. Irgendwann kommt die Knappheit auch am Ende der Kette an.
Sachsen hat seit Jahrzehnten ein Wasserdefizit. Es regnet weniger als abfließt. Irgendwann wird das Trinkwasser knapp. Und das Wasser reicht nicht mehr, daß die Pflanzen auf den Feldern wachsen können. Fragen Sie einen Bauern aus Nordsachsen. Irgendwann wird dann auch die Nahrung knapp. So weit ist es noch nicht. Das kommt schleichend, und es läßt sich dann nicht auf die Schnelle beheben. Was wir jetzt tun oder nicht tun, müssen unsere Nachkommen ausbaden.
Und ist der Klimawandel nun menschengemacht? Für die Auswirkungen ist es egal. Die treten ein. Dafür, ob Sie etwas tun können, damit Ihre Kinder und Enkel noch eine lebenswerte Welt haben, ist es nicht egal.
Jeder Bürger ist aufgerufen, durch sein eigenes VerhaltenDem ist nichts hinzuzufügen. Und dieser Aufruf ist 40 Jahre alt.
- zu sparsamster Nutzung von Energie,
- zu zunehmender Nutzung nichtfossiler Energien,
- zu drastischer Verminderung der Emission von Kohlendioxid und der anderen, wärmeisolierenden Spurengase, soweit dies im Rahmen seiner Arbeit und der Gestaltung seines Lebens möglich ist, beizutragen.
Institutionen
Diese Institutionen beschäftigen sich mit dem Klima, seinen Veränderungen und den sich daraus ergebenden Auswirkungen auf die Welt:
- Deutscher Wetterdienst (DWD)
- Leipziger Institut für Meteorologie (LIM)
- Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
- Max-Planck-Institut für Biogeochemie
- National Centre for Atmospheric Science
- Helmholtz Zentrum für Umweltforschung (UFZ) (mit dem Mitteldeutschen Klimabüro und dem deutschen Dürremonitor)
Quellen und Verweise
- Feuchtkugeltemperatur. Auswirkung auf den Menschen.
- ARD alpha: Die Geschichte der Klimaforschung. (abgerufen am 18.01.2025)
- Deutscher Wetterdienst (DWD): Klimawandel – ein Überlick (abgerufen 18.01.2025)
- Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie: Klimaentwicklung Döbeln. ReKIS, 01.02.2024. (abgerufen am 18.01.2025)
- Dr.rer.nat. Markus Übel (DWD): Phänologie im Klimawandel – Teil 1: Verschiebung der phänologischen Jahreszeiten. Thema des Tages, DWD, 19.03.2023. (abgerufen am 21.03.2023)
- Dr.rer.nat. Markus Übel (DWD): Phänologie im Klimawandel – Teil 2: Veränderungen des Schadfrostrisikos. Thema des Tages, DWD, 15.04.2023. (abgerufen am 18.01.2025)
- Steven C. Sherwood, Matthew Huber: An adaptability limit to climate change due to heat stress (englisch)
- Edward Hawkins: Climate visuals. (Klimastreifen, englisch, abgerufen 18.01.2025)
- Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie: Wasserhaushalt und Klimawandel (abgerufen 18.01.2025)
- Deutsche Physikalische Gesellschaft e.V.: Machen Menschen das Wetter? Industrialisierung und Bevölkerungswachstum beeinflussen das Klima. Presseinformation der 36. Physikertagung, Essen, 27.09. bis 02.10.1971.
- Deutsche Physikalische Gesellschaft e.V., Deutsche Meteorologische Gesellschaft e.V.: Warnung vor einer drohenden Klimakatastrophe. 16.12.1985.
- Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung: Ölkonzern Exxon kannte Klimawirkung ganz genau: neue Studie in 'Science'. Potsdam, 12.01.2023 (abgerufen 18.01.2025)
- G. Supran, S. Rahmstorf, N. Oreskes: Assessing ExxonMobil’s global warming projections. Science, Vol. 379, Issue 6628, 13.01.2023. DOI:10.1126/science.abk0063.
- Guy P. Brasseur, Daniela Jacob, Susanne Schuck-Zöller (Hrsg.): Klimawandel in Deutschland. Entwicklung, Folgen, Risiken und Perspektiven. Springer Spektrum, Berlin, 2023, 2. Auflage. ISBN 978-3-662-66696-1.
- Munich RE: Der Klimawandel und die Folgen (abgerufen 19.01.2025)
- Wikipedia: Forschungsgeschichte des Klimawandels (abgerufen am 18.01.2025)
- Wikipedia: Globale Erwärmung (abgerufen am 18.01.2025)
- Wikipedia: Klimawandelleugnung (abgerufen am 19.01.2025)
1 Weitere Begriffe sind Klimakrise und globale Erwärmung.
2 Die Autorin dieses Beitrags hat die schlechte Luft und die gesundheitlichen Auswirkungen in Leipzig in den 1970er und 1980er Jahren selbst miterlebt. Und nein, diese Auswirkungen betrafen nicht speziell die Autorin. Es war in Leipzig ein generelles Problem.