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Wissenswertes

echte Wöllsdorfer Meßwerte für Döbeln und Umgebung

Geschichte der Wetterbeobachtung in Döbeln

Die Anfänge im 19. Jahrhundert

Am Anfang stand eine private Initiative. Der damalige Direktor der gerade neu eröffneten „königlichen Realschule I. Ordnung und landwirtschaftlichen Ab­teilung“ (heute G.-E.-Lessing-Gymnasium), Prof. Dr. Eduard Heinrich Bernhard Stößner (1821…1892), ließ auf dem Schulgelände der Bürgerschule auf dem Schloßberg, wo die Realschule bis zur Fertigstellung des eigenen Gebäudes untergekommen war, eine Wetterstation einrichten. Mit dem Erfassen der Meßwerte beauftragte er „Cantor Colditz“, der zu dieser Zeit im Schul­gebäude wohnte.

Die Ausstattung war nicht schlecht. Man verfügte über ein Barometer, ein Psychrometer (Thermometer und Feuchtkugelthermometer), ein Maximum-Minimum-Thermometer, einen Regenmesser und auf dem Schuldach eine Wetterfahne. Die Aufzeichnungen begannen am 01.06.1869. Ab dem 01.05.1873 kamen noch Erdbodenthermometer in verschiedenen Tiefen bis hinunter zu 3 m unter dem Erdboden hinzu.

Der Beobachter zog recht häufig um, und mit ihm die Station. 1882/1883 war das im Diakonat neben der Kirche. Das Gebäude gibt es heute nicht mehr. Es mußte der Straßenerweiterung weichen. Später wohnte er dann noch in der Ritterstraße, Am Viadukt und in der Zwingerstraße.

Jahrbuch der Wetterbeobachtung 1890 Buchdeckel

Buchdeckel des Beobachtungsbuches von 1890

Jahrbuch der Wetterbeobachtung 1890 Meßwerteseite

Blick auf eine Seite des Beobachtungsbuches von 1890

Erste Hälfte des 20. Jahrhunderts

Am 31.03.1895 endete die Tätigkeit von Cantor Colditz. Ab da wechselten die Beobachter häufig. Die Station wurde auf das Schulgelände verlegt. Das eigene Schulgebäude der Realschule in der heutigen Straße des Friedens wurde bereits 1871 fertiggestellt. Man kann also annehmen, daß dabei dieses Schulgelände gemeint ist und nicht mehr das auf dem Schloßberg.

Eine weitere Verlegung der Station gab es 1929 „vom Realgymnasium zur landwirtschaftlichen Schule“. Beide Einrichtungen gehörten allerdings zusammen.

Vom 01.01.1932 bis zum 04.03.1937 befand sich die Station am Städtischen Versorgungshaus in der Dresdner Straße 11 und wurde von Hausinspektor Weigelt und später Hausverwalter Wilhelm Schiller betreut.

Wetterstation Döbeln am 05.03.1937

Am 05.03.1937 wurde die Station an ihren letzten Standort auf dem Gelände des Bürgerheimes in der heutigen Nordstraße 2 verlegt. Die Betreuung oblag dem Hausverwalter Robert Müller und seiner Ehefrau Franziska Müller sowie Bernhard Döring. Ausgestattet war die Station mit einer englischen Hütte mit Thermograph, einem Regenmesser, Erdbodenthermometer unter der Rasenfläche des Gartens sowie einer Wetterfahne auf dem Dach des Hauses. Die Messungen endeten im Krieg am 28.02.1945.

DDR-Zeit

Am 01.05.1946 wurde die Station nach dem Krieg wieder eingerichtet. Sie befand sich weiterhin auf dem Gelände des Städtischen Bürgerheimes.

Als Beobachter werden genannt:

  • 01.05.1946 bis 30.06.1947 Frau M. Hahmann
  • 01.07.1947 bis 21.12.1952 Kaufm. Angest. R. Hahmann und ab 1949 zusätzlich O. Röher (mittlerer Buchstabe unsicher)
  • 01.01.1953 bis mindestens Dez. 1957: O. Röher (mit dem Zusatz "Rentner", mittlerer Buchstabe unsicher)
  • weitere Angaben liegen nicht vor

Für die Zeit von 1947 bis zur Auflösung der Station am 31.12.1975 hat der Deutsche Wetterdienst die Beobachtungsdaten elektronisch erfaßt. Daraus haben wir eine Seite mit Zahlen zum Klima in Döbeln von 1947 bis 1975 zusammengestellt.

Quellen und Verweise

Danksagung

Wir danken Herrn Dr. Frank Kreienkamp vom Klimabüro Potsdam für die Recherchen in den Archiven des Deutschen Wetterdienstes, Herrn Henry Geyer von der Niederlassung in Leipzig für die Anregung, beim Archiv des DWD anzufragen, und für seine vielen hilfreichen Hinweise in meteorologischen Fra­gen sowie dem Deutschen Wetterdienst selbst für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung der Daten und Bilder.

Hinweis: Wenn jemand noch Informationen über die alte Döbelner Wetterstation hat, nehmen die Betreiber Hinweise und Dokumente gern entgegen.

Bildnachweis: Deutscher Wetterdienst (DWD)